Muss ein zeitgenössischer Zubau sich zum Altbestand formal absetzen? Nicht zwingend. Präzise kleine Eingriffe können besser sein als große Gesten, ein respektvolles Weiterbauen ist meist herausfordernder als eine klare Zäsur. Um etwa sieben Meter wurde dieses alte Jagdhaus in der Weststeiermark, ursprünglich als Presshaus für das ehemalige Stift in Stainz, nach Norden verlängert. Das Bauherren-Paar brauchte mehr Platz für sich und seinen Nachwuchs und hatte, bei allem Respekt für die historische Substanz, das Bedürfnis nach einem zeitgemäßen und zwanglosen Wohnumfeld, welches die Anforderungen des Alltags unterstützt, aber auch repräsentative Bedürfnisse erfüllt.
Das ist mit wenigen, dezenten Umbauten gelungen. In den Kinderzimmern im Zubau zitieren Tonnengewölbe den Altbestand, die breiten Lärchenbretter für die Böden, das Lärchenholz für die Fenster und Türen stammen aus dem Altbestand oder dem eigenen Wald. Der traditionelle Verputz mit weichen Kanten wird auch im Anbau zitiert. Das traditionelle Walmdach wird weitergebaut, die Fenstersetzung hingegen gibt einen eigenen, störrischen Rhythmus vor. Die Fluchtlinie des Neubaus bricht leicht aus, um die Wahrnehmung von Alt und Neu beim Betrachter bewusst herauszufordern. Das Alte verweist aufs Neue, das Neue trotz anderer Maßstäblichkeit, Atmosphäre und Helligkeit aufs Alte: ein neues gemeinsames Ganzes entsteht.
Haus im Wald, Weststeiermark

Weiterbauen zu einem
neuen Ganzen.








Facts
-
Auftraggeber
Familie M
-
Ort
Weststeiermark
-
Planung
2017–2018
-
Realisierung
2018–2019
-
Nutzfläche
250 m²
Team
-
Projektleitung
Hans Gangoly, Kerstin Wissounig
-
Mitarbeiter
Sara Hansemann-Vidačak
-
Statik
Pilz & Partner Ziviltechniker GmbH
-
Bauphysik
Pilz & Partner Ziviltechniker GmbH
-
Fotograf
Emilian Hinteregger