Das letzte Jahr ließ vermuten, dass Raum ganz generell wieder an Bedeutung gewinnt. Erste Auseinandersetzungen mit dem Thema unmittelbar nach dem ersten Lockdown hatten diese Möglichkeit angedeutet. Da war plötzlich von schon lange nicht mehr diskutierten, beanspruchten und eingeforderten Qualitäten die Rede. Allerdings immer unterlegt mit der sensationslüsternen Grundstimmung eines großen gesellschaftlichen Experiments, das uns endlich die lang ersehnte Hinwendung zum besseren Menschen, zu einem besseren Leben und zu einer besseren Welt bringen wird.
Nun herrscht große Ernüchterung. Wir sind zufrieden, wenn wir geimpft wieder ins Gasthaus gehen dürfen. Alles andere wird wieder in den gewohnten Bahnen und den gewohnten ideologischen Argumentationsmustern erledigt. Scheiß Virus.
Wenn wir als Architekt*innen über Raum und Raumerfahrung sprechen, hört uns praktisch niemand zu. Als ästhetisches Erlebnis wird Raum kaum wahrgenommen, höchstens in einem historischen Kontext. Es dominiert die Überlagerung mit seinem Programm.
Ein Bewusstsein für Raum flammt nur in ungewöhnlichen oder überraschenden räumlichen Situationen auf. Dieser seltene Augenblick, in dem sich die körperliche Raumerfahrung in den Vordergrund drängt, bewegt auf der Gefühlsebene, ohne dabei romantisch zu sein.
Ein kleiner Ausbruch aus der Ernüchterung.
Es stellt sich die Frage, ob die von uns als Architekt*innen gepflegten Vorstellungen von Raum überhaupt einen Beitrag für ein soziales wie gesellschaftliches Leben leisten können.
Ausstellung „Die Körper und der Raum“, Innsbruck

Wird Raum tatsächlich wahrgenommen?



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Team
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Fotograf (Ausstellung)
Günter Richard Wett und aut